Philosophie

Die Fächer Philosophie und Praktische Philosophie stellen sich vor

„Wir sollten sicherstellen, dass die Weisheit gewinnt.“
(Stephen Hawking)

Die moderne Gesellschaft ist dadurch charakterisiert, dass sie sich immer schneller weiterentwickelt. Ihr pluralistischer Charakter und die Vielzahl an Möglichkeiten, die damit einhergehen, führen zu einem Überangebot an Informationen, Wegen und Zielen. In diesem Wirrwarr ist es wichtig, entscheidungsfähig zu sein. Was ist für mich der richtige Weg - und warum? Wie möchte ich meine Zukunft, mein Handeln und mein Leben gestalten? Wie beurteile ich die Geschehnisse in der Welt, in der ich lebe, sinnvoll? 

Fragen über Fragen.

Das Fach Philosophie bietet in dieser Situation Orientierungshilfe.

Hier geht es darum, die Wirklichkeit differenziert zu betrachten und sich systematisch mit Sinn- und Wertfragen auseinanderzusetzen. Ziel ist es, durch philosophische Reflexion letztlich zu einem selbstbestimmten Handeln und einer echten Partizipation am Leben einer demokratischen Gesellschaft zu gelangen.

Die Philosophie versteht sich nicht als klassische Lehre. Daher werden im Philosophieunterricht die oben formulierten Fragen auch nicht abschließend geklärt werden können. Vielmehr geht es darum, Philosophie als eine geistige Haltung kennenzulernen, die durch ein kritisches (Hinter-)Fragen charakterisiert ist. Bereits der antike Philosoph Platon nannte die Philosophie eine Form der Lebenshilfe; Ekkehard Martens, ein zeitgenössischer Philosophiedidaktiker, entwickelte diese Idee weiter, indem er der Philosophie den Status einer elementaren Kulturtechnik gleich dem Lesen und dem Schreiben zuwies.

In diesem Sinne ist der Philosophieunterricht am Goethe-Gymnasium geprägt davon, dass Lehrer*innen und Schüler*innen sich gemeinsam auf den Weg machen, den interessanten Fragen der eigenen Existenz auf den Grund zu gehen und sich dabei im systematischen Argumentieren zu üben - immer mit dem Ziel ein besseres Selbst- und Weltverständnis auszubilden und so in der Persönlichkeitsentwicklung gestärkt zu werden.

Das Goethe-Gymnasium bietet in der Sekundarstufe deshalb in allen Jahrgangsstufen Philosophieunterricht an. In der Sekundarstufe I wird Praktische Philosophie unterrichtet. 

In der Sekundarstufe II wird das Fach Philosophie als reguläres Fach des gesellschaftswissenschaftlichen Aufgabenfeldes angeboten.

Praktische Philosophie in der Sekundarstufe I

Organisation

Am Unterricht in Praktischer Philosophie können alle Schüler*innen teilnehmen, die nicht der evangelischen bzw. katholischen Konfession angehören oder die eine Befreiung vom Religionsunterricht beantragt haben.
In den drei Doppeljahrgangsstufen (5/6, 7/8, 9/10) ist jeweils ein Lehrwerk eingeführt, das den Schüler*innen von der Schule zur Verfügung gestellt wird. Ergänzt werden die Lehrbücher durch aktuelles Material aus Zeitungen, Zeitschriften, dem Internet, weiteren Lehrwerken und Büchern, Filmen usw.
Praktische Philosophie unterrichten am Goethe Frau Bischof, Herr Königkrämer, Frau Kranz, Frau Lausmann, Herr Märte, Frau Nobis und Frau Wittköpper.

Schwerpunktsetzung des Faches Praktische Philosophie

Schüler*innen soll hier Raum gegeben werden, zentrale Grundfragen des menschlichen (Zusammen-)Lebens zu diskutieren und zu reflektieren. Aus diesem Grund kommt insbesondere ethischen Fragen und Problemen ein hoher Stellenwert im Fach Praktische Philosophie zu.
Den Anfang bilden oftmals Fragen, die das eigene alltägliche Erleben betreffen: Wie gehe ich mit Konflikten um? Wem folge ich: Meinen Gefühlen oder meinem Verstand? Was ist eigentlich Zivilcourage? Wie kann ich helfen? Was kann ich für den Umweltschutz tun? Welche Dinge brauche ich eigentlich wirklich? Worin können wir Glück finden? Wie bewältigen wir den Tod?
Dann erweitert sich die Perspektive. Auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden begegnen den Schüler*innen unterschiedliche weltanschauliche Angebote oder sie kommen aus unterschiedlich religiös-orientierten Familien zu uns, um gemeinsam zu lernen. Im Philosophieunterricht werden verschiedene Lebenseinstellungen miteinander verglichen und auf ihre Konsequenzen hin überprüft. Die Schüler*innen lernen philosophische Antworten zu verstehen, und erkennen die weltanschaulichen Wurzeln bestimmter Haltungen.
Diese Inhalte werden methodisch so bearbeitet, dass die Schüler*innen zunehmend zu eigenständigem logischen Denken und einer rationalen, von guten Argumenten gestützten Beurteilung befähigt werden. Die Ausbildung einer respektvollen Gesprächskultur und eines wertschätzenden Umgangs miteinander, mit anderen Haltungen und Lebenseinstellungen ist im Fach Praktische Philosophie elementar. Um Empathiefähigkeit und Toleranz zu üben, werden insbesondere kollaborative und kreative Methoden eingesetzt, die es den Schüler*innen mehr und mehr ermöglichen, ihren Horizont – auch selbstständig – zu erweitern. 

Themen 

Neben den verbindlichen Inhalten bietet das Fach Praktische Philosophie immer auch Freiraum, für die Schüler*innen jeweilig aktuell interessante Problematiken zu behandeln. Zu einem philosophischen Thema wird ein solches Problem dann, wenn es unter drei verschiedenen Perspektiven betrachtet wird, nämlich:

  1. der personalen Perspektive (Alltagserfahrungen, personale Grunderfahrungen der Schüler*innen),
  2. der gesellschaftlichen Perspektive (Wertvorstellungen und -konflikte innerhalb der Gesellschaft),
  3. der ideengeschichtlichen Perspektive (Leitvorstellungen und Ideen der philosophischen Tradition).

Der Kernlehrplan „Praktische Philosophie“ des Landes NRW bündelt mögliche Themen, die aus diesen Perspektiven beleuchtet werden können, zu sieben Fragenkreisen. Ziel des Faches ist es insbesondere, die Persönlichkeit und die verantwortungsvolle Handlungsfähigkeit der Schüler*innen auszubilden. Anhand dieser Zielsetzung erklären sich dann auch die Fragenkreise: Zu jeder Handlung gehören der Handelnde selbst (1), der Betroffene der Handlung (2), der moralische Wert der Handlung (3), ihr gesellschaftlicher Kontext (4), die Objekte, Instrumente und Folgen der Handlung (5), ihr zugrunde liegende Erkenntnisse (6) und auch ihre Einbindung in das biographische und universale Ganze (7).

Konkret ergeben sich die folgenden Fragenkreise, denen sich dann speziellere Themen zuordnen lassen:

  1. Die Frage nach dem Selbst
  2. Die Frage nach dem Anderen
  3. Die Frage nach dem guten Handeln
  4. Die Frage nach Recht, Staat und Wirtschaft
  5. Die Frage nach Natur und Technik
  6. Die Frage nach Wahrheit, Wirklichkeit und Medien
  7. Die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn

Schulinterner Lehrplan Praktische Philosophie (Sek. I)

Philosophie in der Sekundarstufe II

Organisation

Schüler*innen der Sekundarstufe II können das Fach Philosophie ab der Einführungsphase wählen und bis zum Abitur weiterführen. Wer in der Oberstufe (E bzw. Q) nichtam Religionsunterricht teilnimmt, muss das Fach Philosophie belegen. Philosophie kann als Prüfungsfach im Abitur belegt werden, wenn der Fachunterricht durchgängig (d.h. in allen Halbjahren von E1 bis Q2.2) besucht wurde und mindestens während der Qualifikationsphase auch Klausuren geschrieben wurden. Philosophie ist auch als Leistungskurs wählbar – wie auch in anderen Fächern ist das Zustandekommen eines Philosophie-Leistungskurses aus schulorganisatorischen Gründen jedoch abhängig von einer Mindestteilnehmerzahl.
Unterrichtet wird das Fach von Herrn Königkrämer, Frau Lausmann, Herrn Märte und Frau Wittköpper.
In der E und der Q-Phase ist jeweils ein Lehrwerk eingeführt – „Zugänge zur Philosophie“ aus dem Cornelsen Verlag –, das den Schüler*innen von der Schule als e-book bzw. Printausgabe zur Verfügung gestellt wird. Ergänzt werden die Lehrbücher durch aktuelles Material aus Zeitungen, Zeitschriften, dem Internet, weiteren Lehrwerken und Primärliteratur, Filmen usw.

Bereiche der Philosophie 

 „Der Zweck der Philosophie ist die logische Klärung der Gedanken. […] Die Philosophie soll die Gedanken, die sonst, gleichsam, trübe und verschwommen sind, klar machen und scharf abgrenzen.“ – Ludwig Wittgenstein (Tractatus logico-philosophicus, 4.112)

Obgleich zunächst Ausdruck seiner eigenen Philosophie, spiegelt Wittgensteins Zitat doch wider, dass es ein besonders Bestreben der Philosophie an sich ist, die Vielfalt möglicher Erkenntnisse, die wir über das Wesen der Welt, die Stellung des Menschen in ihr, das gute Handeln und den Sinn des Lebens im Allgemeinen haben können, zum Ausdruck zu bringen und zu systematisieren. Auch dies versteht sich als Teil der Philosophie als Lebensform.

Der Philosoph Immanuel Kant hat vor über 200 Jahren drei Fragen formuliert, die die Felder philosophischer Betrachtungen klarer umreißen sollen:

  1. Was soll ich tun?  
  2. Was kann ich wissen?  
  3. Was darf ich hoffen?

Die Beantwortung dieser drei Fragen liefere, so Kant, letztlich eine Antwort auf die übergreifende Frage: Was ist der Mensch?

Themen des Faches Philosophie

Kants Systematisierung der Philosophie spiegelt sich im Lehrplan des Faches wider. Insbesondere die Einführungsphase bietet den Schüler*innen einen Einblick in jeden einzelnen der Bereiche. Vertieft wird deren Behandlung dann in der Qualifikationsphase, wo jeweils ein ganzes Halbjahr einem Bereich zugeordnet ist. 

E 1

  • Was heißt es zu philosophieren? - Die Eigenart philosophischen Denkens und Fragens
  • Was können wir mit Gewissheit erkennen? – (Grundlagen und Grenzen menschlicher Erkenntnis)
  • Eine Ethik für alle Kulturen? (Der Anspruch moralischer Normen auf interkulturelle Geltung)

E 2

  • Wann darf und muss ein Staat die Freiheit des einzelnen begrenzen?  (Die Frage nach dem Recht von Strafen)
  • Kann der Glaube an die Existenz Gottes vernünftig begründet werden? (Religiöse Vorstellungen und ihre Kritik)
  • Ist der Mensch ein besonderes Lebewesen? (Fähigkeiten von Mensch und Tier im Vergleich)

Q 1.1

  • Anthropologie (als Vertiefung der Frage: Was ist der Mensch?)

Q 1.2

  • Ethik (als Vertiefung der Frage: Was soll ich tun?)

Q 2.1

  • Staatsphilosophie und Sozialphilosophie (als Vertiefung der Frage: Was soll ich (politisch) tun?)

Q 2.2

  • Erkenntnistheorie (als Vertiefung der Frage: Was kann ich wissen?)

Schwerpunktsetzung des Faches Philosophie

Immanuel Kant war der Auffassung, man könne nicht Philosophie lernen, sondern nur das Philosophieren. Als Aufklärer fühlte er sich drei methodischen Regeln verpflichtet, die im Philosophieunterricht als zentrale zu erwerbende Kompetenzen wiederkehren:

  • Selber denken.
  • Sich an die Stelle jedes anderen denken.
  • Jederzeit mich sich selbst einstimmig denken.  

Eingeübt und erprobt werden diese Fähigkeiten einerseits durch das reflektierte Anwenden philosophischer Methoden, andererseits durch die dialektische Auseinandersetzung mit philosophischen Denksystemen. Dabei sollen die Schüler*innen auch selbst philosophieren und nicht lediglich Theorien ausgewählter Philosophen kennenlernen. Hierbei kommt es darauf an, dass die eigene Meinung unter sicherer Verwendung passender Begriffe durch stichhaltige Argumente, die in eine nachvollziehbare Struktur gebracht werden, untermauert wird.

Somit werden im Philosophie-Unterricht vielfältige Methoden trainiert, die auch über das Fach hinaus

nützlich sind:

  • rationales Argumentieren
  • Analysieren philosophischer Texte
  • selbständiges und begründetes Urteilen
  • selbstständige Wertorientierung

Inhaltlich stehen neben den Einzelthemen folgende allgemeine Ziele im Vordergrund:

  • Einen Überblick über wichtige philosophische Grundpositionen erlagen,
  • Hintergründe abendländischer Kultur kennenlernen und hinterfragen,
  • Begründungsstrukturen der Wissenschaften, des Staatswesens und der Moral nachvollziehen,
  • und einen Zusammenhang zwischen wissenschaftlichem Wissen und Weltbild erkennen.

Was jetzt noch bleibt

Wer jetzt überlegt, das Fach Philosophie zu wählen, könnte sich folgende Fragen stellen: 

  • Denke ich gerne intensiv nach?
  • Denke ich gerne selbst?
  • Setze ich mich gerne mit den Gedanken und Meinungen anderer tolerant, aber kritisch auseinander?
  • Bin ich bereit, meine Gedanken mit anderen zu teilen?
  • Bin ich bereit, meinen Horizont zu erweitern und mir neuartige Fragen zu stellen? 
  • Kann ich damit leben, dass es nicht auf alles eine (einfache) Antwort gibt?
  • Kann ich damit leben, dass ich noch nicht alles weiß und verstehe?
  • Halte ich es auch aus, wenn Fragen offen bleiben?
  • Setze ich mich gerne mit den Inhalten anspruchsvoller (und auch längerer) Texte auseinander?

Solltest du viele (oder sogar alle) dieser Fragen mit einem „JA“ beantwortet haben und hast du ein Interesse daran, deine Persönlichkeit weiterzuentwickeln und dein Wissen zu erweitern, dann ist das Fach Philosophie bestimmt das Richtige für dich!

Solltest du weitere Fragen haben, sprich gerne einen Vertreter der Fachschaft an.

Schulinterner Lehrplan Philosophie (Sek. II)